Fahrradklimatest 2020: Abwärtstrend in Gladbeck nicht gestoppt

Die beste Bewertung Gladbecks erfolgte 2014 mit der Note 3,3, seither geht ́s stetig bergab auf nun 4,0. Die Ergebnisse zeigen klar, dass die BürgerInnen meinen, der Radverkehr hätte bei den städtischen Entscheidern keinen hohen Stellenwert (4,6).

Fahrradklima-Test Keyvisual grün
Fahrradklima-Test Keyvisual grün © ADFC | April Agentur

Gladbeck ist in der Größenklasse 50.000 bis 100.000 Einwohner eingruppiert und hat mit der Gesamtnote 3,99 auf Platz 49 von 106 Städten in dieser Kategorie zwar den gleichen Platz - mit ca. 10% mehr TeilnehmerInnen - wie 2018 erzielt, aber mit einer Bewertungsverschlechterung von 3,95 auf 3,99, und liegt in NRW auf Platz 21.

Die beste Bewertung erfolgte 2014 mit der Note 3,3, seither geht ́s stetig bergab. 

ie Ergebnisse widersprechen der Selbsteinschätzung der Verwaltung, viel für den Radverkehr zu tun. Das beweisen besonders die schlechten Noten für den Stellenwert des Radverkehrs (4,6) und das fehlende Engagement in Coronazeiten. Hier vermissen 83% Fördermaßnahmen, wogegen 67% eine gesteigerte Bedeutung des Radverkehrs sehen. Die deutliche Kritik an der Breite der Radwege (4,8) sollte Anlass sein, die Politik der schmalen Schutzstreifen zu überdenken. Und auch die schlechte Bewertung der Falschparkerkontrolle auf Radwegen (4,4) und der Hindernisse auf Radwegen (4,5) zeigt, wie sehr das Radwegenetz im Argen liegt. All diese sowieso schon schlechten Bewertungen sind seit 2018 noch einmal abgesackt - also eine deutliche Aufforderung an Verwaltung und Politik, mehr für den Radverkehr zu tun .

Fast überall gab es Verschlechterungen, besonders bei den Bereichen, die für die Frage, ob wohl mehr Menschen aufs Rad umsteigen werden und damit für die Zielerreichung eines höheren Radverkehrsanteils von besonderer Relevanz sind:

Einige Ergebnisse sind sogar so miserabel, dass sie noch unter dem schon schlechten NRW-Durchschnitt liegen. So sank das Sicherheitsgefühl von 4,1 auf 4,2 (NRW 4,0), die Falschparkerkontrolle von 4,6, auf 4,8, (NRW 4,6), und die Wegebreite von Radwegen von 4,7, auf 4,8 (NRW 4,5). Auch weitere Ergebnisse, die Hinweise auf die grundsätzliche Bereitschaft, aufs Fahrrad umzusteigen, sind leider sehr bedenklich: der Stellenwert des Radverkehrs sank von 4,4, auf 4,6; die Akzeptanz bei den Autofahrern von 3,8, auf 3,9 sowie die Hindernisse auf Radwegen von 4,3, auf 4,5; der Komfort stagniert bei 4,4 und die Wegeoberfläche bei 4,7.

Das bedeutet, dass in zentralen Fragen bei einer Bewertung schlechter als ausreichend nun beinahe ein mangelhaft erreicht ist. Das Radverkehrskonzept, auf das die Stadt so stolz ist, zeigt noch keinerlei Wirkung und verspricht auch in vielen Fragen wie der Breite der Radwege oder der Kontrolle der Falschparker bedauerlicherweise kaum Lösungen. Gladbeck sollte aber seine Anstrengungen darauf richten, sein Radwegenetz so zu entwickeln, dass für alle Radfahrenden von 8-88 Jahren das Radfahren in der Stadt stressfrei möglich ist.

Vor einer noch schlechteren Bewertung hat die Stadt gerettet: die positivere Bewertung der Erreichbarkeit des Zentrums (2,3, statt 2,5, NRW 2,5), zügiges Radfahren (2,6 statt 2,7), geöffnete Einbahnstraßen (2, 5 statt 2,7, NRW 3,1) und die Wegweisung ( 3,0 statt 3,1) Substantiell ist lediglich die ebenfalls verbesserte Anzahl der Abstellanlagen (in der Innenstadt) von 3,7 auf 3,4. Winterdienst, Baustellenführung und Reinigung blieben schlecht wie immer.

Insgesamt ein enttäuschendes Ergebnis, wenn auch nicht überraschend. Der dauerhafte Abwärtstrend muss eine Mahnung sein. Immerhin: in der Nachbarstadt werden dank des Radentscheids große Anstrengungen unternommen, wogegen hier das geänderte Klima und die Aufholjagd in vielen Städten noch nicht im Bewusstsein angekommen zu sein scheint. Aber die Budgeterhöhung auf 300.000 € ist immerhin erster kleiner Schritt in die richtige Richtung - ebenso wie die Einstellung eines Bearbeiters für die Planung des Radschnellweges Mittleres Ruhrgebiet.

Bei einer kreisangehörigen Stadt des Kreises Recklinghausen liegt es natürlich nahe, einen Vergleich zu den anderen Städten im Kreisgebiet zu ziehen. So ist Dorsten mit der Note 3,83 auf Platz 37, die bestplatzierte Stadt im Kreis, die eine ADFC-Ortsgruppe hat; Herten liegt mit der Note 4,13 auf Platz 70, Castrop-Rauxel auf Platz 87 mit 4,26. Marl ist mit Platz 89 und der Note 4,28 das Schlusslicht. Haltern liegt in seiner Klasse der Städte 20.000-50.000 EW mit der Note 3,61 auf Platz 78. Recklinghausen als Kreisstadt liegt dagegen in der gleichen Größenklasse wie Mülheim und liegt mit dem 19. Platz und der Note 4,07 einen Platz davor.


https://gladbeck.adfc.de/neuigkeit/fahrradklimatest-2020-abwaertstrend-in-gladbeck-nicht-gestoppt

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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